Promotion Video 20 Jahre BLUP BBS

In diesem Jahr wird die BLUP BBS, mein Mailbox System, 20 Jahre alt. Ich habe dies als Anlass genommen, um ein Promotion Video zu erstellen. Sowohl für das Rendering, als auch dem Schnitt, kam Blender zum Einsatz. Die größte Herausforderung war hierbei sicherlich die Reduzierung der Renderzeit.

Die BLUP BBS ist ein klassisches Mailboxsystem, das ausschließlich per Analog Modem oder ISDN erreichbar ist. Im Jahr 1995 eröffnet, begrüßte sie 2014 noch immer rund 600 Besucher mit der freundlichen Meldung „CONNECT“.

Bevor es nun in die Produktion geht, hier das Video:

Video auf YouTube

Storyboard: Pen and Paper

Zu Projektbeginn hatte ich bereits einige Ideen für einzelne Szenen oder Sequenzen. Es fehlte jedoch noch an einem Gesamtplot. Der erste Schritt bestand also aus einem einfachen Story­board, in dem Schlüsselszenen kurz skizziert und mit einige Notizen versehen wurden.

Für Skizzen (z.B. meine Doodles) verwende ich noch gerne Papier und Stift. So auch bei dem Storyboard. Meine bevorzugten Stifte sind hierbei schwarze, wasserfeste Tintenroller von Uni-Ball in verschiedenen Stärken und ein grauer Brush Pen von Tombow. Storyboard

V.34 Dial-Up Sound

V.34 Dial-Up Sound in Audacity

Im Video war eine Vortex-Tunnel Sequenz vorgesehen, die im Hintergrund durch die charakteristischen V.34 Handshake Töne begleitet wird. Für die Audiobearbeitung setzte ich das Open Source Werkzeug Audacity ein, dass u.a. einen Ton- und einen DTFM Generator enthält. Damit konnte der in Deutschland verwendete Freiton und die Tonwahlsequenz erstellt werden. Der V.34 Handshake wurde über ein einfaches Mikrophon direkt vom Modem aufgenommen.

Streifenmaske

Das Szenen Setting ist sehr minimal und besteht hauptsächlich aus Monitor und Modem. Der Monitor ist ein altes Röhrengerät, das das „Feeling“ der 90'er Jahre wiederspiegelt. Das Modem entspricht dem Modell, wie es auch als reale Hardware im Mailboxbetrieb verwendet wird. Beide Modelle hatte ich bereits im Vorfeld erstellt und z.B. für den ABBUC und die BLUP Website eingesetzt.

Node Setup für Streifenmaske

Das Storyboard sah einige Nahaufnahmen des Monitors, bzw. sogar einzelner Zeichen auf dem Bildschirm vor. In der Realität werden bei solchen Nahaufnahmen die Subpixel und Streifenmaske sichtbar. Um einen ähnlichen Effekt zu erzielen, verwendet der Bildschirm ein Cycles Material, bei dem die Texture (sprich die Screenshots) über eine Streifenmaske gelegt wird. Wie beim echten Gerät wird dieser Effekt erst bei Nahaufnahmen sichtbar.

Weiterhin verwendet das Cycles Material zwei Emission Nodes, die dafür sorgen, dass das Monitorbild auch als Lichtquelle dient. Bei Tageslicht ist der Effekt jedoch eher subtil und z.B. am Kunststoffrahmen des Monitors sichtbar.

Die Screenshots sind mit Mitschnitt aus dem Livesystem. Mittels FFmepg wurde hierzu das Terminalfenster in Einzelbildern aufgezeichnet.

Rendertime

Häufiges Problem beim Rendern von Animationen ist schlicht und einfach die Zeit, die pro Frame benötigt wird. Das BLUP Video hat eine Länge von ca. drei Minuten. Bei 25 Frames pro Sekunde macht das 4500 Frames. Meine Workstation braucht, trotz Intel i7 CPU, rund drei bis fünf Minuten pro Frame (1280x720px bei 350 Samples). Das macht in Summe zwischen 225 und 375 Stunden reine Rechenzeit. Soviel Zeit wollte ich jedoch nicht investieren.

Es galt also, die Renderzeit drastisch zu reduzieren. Hierzu gab es verschiedene Stellschrauben: Auflösung, Qualität, Hardware, Anzahl der Frames. An der Auflösung wollte ich nicht drehen, andernfalls litt die Lesbarkeit der Bildschirmtexte deutlich. Die Qualität war mit 350 Samples auch schon ziemlich am Minimum und führte bei noch weniger Samples zu starkem Rauschen. Die Hardware war ebenfalls fix. Es blieb nur noch die Anzahl der Frames.

Die Szenen mit den Screenshots verwenden häufig eine statische Kamera, in denen sich nur die Textur des Bildschirms ändert. Aber gerade in den Szenen, in denen das Mailbox System auf Eingaben des Benutzers wartet, gibt es lange Strecken, die sich nur durch das Blinken des Cursors verändern. Hier war die Schraube, an der gedreht werden konnte.

Durch entfernen aller doppelten Frames und etwas mehr Aufwand beim späteren Schnitt, konnte die Anzahl der Frames von 4500 auf rund 900 Frames und damit nur noch wenige Tage Renderzeit reduziert werden.

Schnitt

Blender VSE Projekt

Der Schnitt der Szenen und Einzelbilder erfolgte mit dem Video Sequence Editor (VSE), der integraler Bestandteil von Blender ist. Das Deduplizieren der Frames machte nun den Schnitt etwas aufwendiger, da die Sequenzen einzeln zusammegepuzzelt werden mussten. In den meisten Fällen beschränkte sich eine einzelne Sequenz jedoch auf zwei bis drei Frames, die sich nur durch den blinden Cursor unterschieden.

Durch eine einfache F-Curve auf der Opacity wurde abwechselt der Frame mit oder ohne Cursor angezeigt. Als Resultat blinkte der Cursor. Der zeilenweise Aufbau des Bildschirms, der die langsamere Modem Verbindung simuliert, wurde durch einen zusätzlichen Frame mit leerem Bildschirm und einer darübergelegten Wipe Blende erreicht. Die beiden Effekte wurden jeweils zu einen Metastrip gruppiert und konnte so einfach dupliziert und angepasst werden.

Blinkender Cursor durch F-Curve

Als musikalische Untermalung diente der Track „Presenterator“ von Kevin MacLeod (incompetech.com), der unter Creative Commons By Attribution 3.0 freigegeben wurde. Der Track erinnert an die Cebit Spots, wie sie in den 90'er Jahren im Fernsehen liefen.

No Carrier

Das ganze Video hat etwas eine Woche Arbeit in Anspruch genommen. Durch ein Preview Rendering mit geringer Auflösung und Qualität konnte mit dem Schnitt schon begonnen werden, während die Frames in der finalen Auflösung noch gerendert werden mussten.

Die Vorgehensweise bei der Reduktion der Frames ist kein allgemein gültiges Rezept, dass auf alle Projekte passt. Zukünftige Projekte werden wieder neue Herausforderungen mit sich bringen, die es zu lösen gilt.


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