ABBUC Magazin #105 Elektrischer Atari

Der ABBUC e.V. ist mit seinen über 400 Mitgliedern weltweit der größte Atari 8 Bit User Club. Vier Mal im Jahr scheint das Club Magazin mit Heftdiskette, das an alle Vereinsmitglieder versandt wird. In den vergangenen 10 Jahren war ich für die Gestaltung der Titel und Diskettenlabels zuständig. In diesem Artikel möchte ich einmal den Ablauf von der ersten Mail des Herausgebers bis zum fertigen Titel darstellen.

Der Anfang

Der Ablauf für die Erstellung der ABBUC Titel verläuft meistens sehr ähnlich. Es beginnt mit einer E-Mail von Wolfgang, dem Herausgeber des Magazins und Vereinsvorstand. Die Mail enthält eine Vorabversion des Magazins im PDF Format und eine kleine Anregung, was sich Wolfgang auf dem Titel vorstellen könnte.

Die PDF Version des Magazins ist wichtig, da die reinen Überschriften nicht immer den Inhalt der Artikel klar widerspiegeln. Außerdem bekomme ich beim Querlesen einen Eindruck davon, in welche Richtung sich ein Artikel entwickelt und wo der Schwerpunkt der Magazinausgabe liegt.

In der Regel benötigt ein Magazin von der E-Mail zum fertigen Titel eine Woche. Da die Titel in meiner Freizeit gestaltet werden, sind hierfür die Wochenenden und Nachtstunden die produktivste Zeit. Die Ausgabe 105, um die es in diesem Artikel geht, sollte jedoch sehr zügig umgesetzt werden, damit sie zeitnah in den Versand gehen kann. Als persönlichen Zeitrahmen hatte ich zwei Abende eingeplant.

Ideenfindung

Beim Durchsehen des Magazins suche ich mir ein, zwei Themen aus, die ein interessantes Titelmotiv abgeben würden. Dabei berücksichtige ich zwar Wolfgangs Anregungen, bin darauf jedoch nicht fixiert. So kann es auch schon mal sein, das ein relativ kleiner Artikel auf dem Titel landet, der jedoch ein reizvolles Motiv abgibt.

Die Ausgabe 105, die wir hier betrachten, hat sehr viele Themen rund um Hardware Bastellein. Spontan gefiel mir der Artikel „Der elektrische Atari“ und im Kopf formten sich die ersten Konzepte, die zu frühen Bleistiftkritzeleien führten.

Frühe Bleistiftkritzeleien zur Ideenfindung

Ausarbeitung des Konzepts

Die erste, grobe Skizze legt das Thema fest. Hier stimmen zwar weder Form, Proportionen oder die Perspektive, aber die Skizzen zeigen bereits sehr früh, ob das Thema visuell „funktioniert“.

Der selbstgesteckte Zeitrahmen war zwar recht knapp, dennoch wollte ich einen professionellen Titel erstellen. Um dies zu erreichen, plante ich die Verwendung meiner bereits bestehenden 3D Modelle. Die fehlenden Teile sollten sich schnell und einfach realisieren lassen.

Skizze des Logic Analyzers

Mein detailliertes Blender 3D Modell eines ATARI 800 XL, ist in der Entwicklung bereits sehr weit fort­ge­schritten und wurde in der Ver­gangenheit von mir auch schon in verschiedenen Titel verwendet. Für den „Logic Analyzer“ schaute ich mir im Internet einige Referenzfotos an, reduzierte die Bedienelemente auf markante Regler und Anzeigen und erstellte eine Skizze. Diese diente später als Referenz für die Erstellung des 3D Modells.

Da nun das wesentliche Design der Geräte fest stand, konnte im nächsten Schritt eine detaillierte Skizze erstellt werden, die auch dem finalen Layout sehr nahe kommt. In dieser Skizze wurde viel Wert auf die Perspektive und die Proportionen der verschiedenen Objekte zueinander gelegt. Ein feines Strahlenraster vereinfachte die Arbeit.

Ausarbeitung des Konzepts

Es kommt Farbe ins Spiel

Ich hatte für das Motiv einen fotorealistischen, technischen Look im Hinterkopf. Die Farben des ATARI Computers stehen systembedingt bereits fest. Der Hintergrund sollte weiß bleiben, um mit dem Magazinkopf (der ABBUC Schriftzug und das Logo) zu korrespondieren. Für den „Logic Analyzer“ war ursprünglich eine weiße, fast klinische Farbgebung geplant. Um jedoch ein wenig mehr Kontrast zum Hintergrund zu erhalten, erhielt das Gerät eine leichte Beigefärbung.

Kolorierung des Konzepts

Um schnell mit verschiedenen Farben experimentieren zu können, wurde die letzte Bleistiftskizze über einen Scanner auf den Rechner übertragen und dann mittels GIMP und meinem Wacom Grafiktablett koloriert. Ein paar einfache Pinselstriche in GIMP sind schneller erledigt, als die 3D Szene immer wieder neu zu rendern. Licht und Schatten werden nur angedeutet.

Make it real

Die 3D Objekte und ihre Farben standen nun fest und konnten als 3D Modell umgesetzt werden. Wie bereits erwähnt, war das Model des ATARI bereits ausreichend fertig und musste nicht geändert werden. Der „Logic Analyzer“ besteht aus einfachen Primitiven und Textobjekten. Um dem Gerät einen ATARI Bezug zu geben und die Realisierungszeit gering zu halten, stammen die Anschlussverbindungen ebenfalls aus dem ATARI Modell. Es handeln sich hierbei um SIO und DIN Buchsen, die sich sonst auf der Rückseite des Computergehäuses befinden.

Finales Rendering

Die Erstellung der Signalkabel war etwas aufwendiger. Um sie leicht ungeordnet und dynamischer wirken zu lassen, wurden sie einzeln aus Bezierkurve modelliert. Die Herausforderung hierbei war, das die Kabel nicht ineinander überlaufen oder sich kreuzen sollten.

Die Display Textur wurde mit Inkscape erstellt und besteht nur aus den einfachen Linienzügen, deren Farbe von den Signalkabeln übernommen wurden.

Einige herumliegenden ICs, die ebenfalls aus vergangenen Magazin Projekten stammen, lockern den Vordergrund etwas auf und runden das Bild dem Thema entsprechend ab.

Auf die Plätze, fertig, Druck!

Finales Rendering

Ein hoch­auflösendes Rendering wird in die vorbereitete Inkscape Vorlagen für Titel und Diskettenlabel importiert und der ent­sprechende Titeltext gesetzt. Per Skript werden aus den Dokumenten hoch­auf­lösende Bitmap Grafiken erzeugt, komprimiert und für den Mailversand vorbereitet. Zum Abschluss werden alle Projektdateien in die GIT Versionsverwaltung eingecheckt.

Vom Eingang der E-Mail bis zum fertigen Magazintitel sind nur 26 Stunden vergangen. Somit konnte die Herausforderung der zeit­nahen Realisierung absolut gemeistert werden und entspricht den selbst gesteckten Erwartungen an ein professionelles Titelmotiv.

Fazit und Ausblick

Ausgabe 105 war durch den Zeitdruck ein etwas speziellerer Fall, spiegelt aber im Wesentlichen den „üblichen“ Ablauf wieder. Für zukünftige Ausgaben wird es an einigen Stellen der Prozesskette Änderungen geben. Geplant ist es, die Inkscape Vorlage gegen ein entsprechendes Scribus Dokument auszutauschen und somit druckfertige PDF Dateien zu erzeugen.

Der Titel befindet sich noch nicht in meinem Portfolio, da das Magazin noch nicht erschienen ist. Sobald ich mein Exemplar in den Händen halte, wird dies zusammen mit einem Wallpaper des Titelmotivs nachgeholt.

Update 29. Juni 2011

Das ABBUC Magazin 105 lag heute in meinem Briefkasten und wie bereits angekündigt, findet es sich jetzt auch im Portfolio. Daneben gibt es das Titelmotiv auch als Wallpaper für Euren Desktop.

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