Einradfahren Und plötzlich machte es knack!

„Einradfahren ist sicher. Dabei verletzt man sich nicht. Zumindest nicht schwer.“ Das sage ich allen besorgten Eltern oder Erwachsenen, die sich nicht so recht trauen, es selbst auszuprobieren. Auch heute noch, obwohl ich es besser wissen müsste.

Eine Woche Krankenhaus, 10 Wochen Arbeitsunfähigkeit und zwei Narben, die wohl dauerhaft bleiben werden. Aber der Reihe nach.

Mit dem Einrad auf die Halde

Einmal im Monat führen wir in der Einradabteilung des RC Buer ein Outdoor-Training durch. Dabei geht es in kleinen Gruppen mit den Munis (Mountain Unicycle - Einräder für das grobe Gelände) auf die Halde Rungenberg in Gelsenkirchen.

Am 09. September 2018, einen Tag nach meiner erfolgreichen Teilnahme am Einrad-Cup-Münsterland, stand wieder so ein Training an.

Bei herrlichem Wetter ging es auf die Spitze der Halde. Dort befinden sich zwei sich kreuzende Scheinwerfern, die weithin als Landmarke gesehen werden kann.

Ein toller Ausblick von der Halde Rungenberg
Ein toller Ausblick von der Halde Rungenberg

„Knack“

Beim Downhill runter von dieser Halde passierte es. Beim Aufstieg an einer ungünstigen und steilen Stelle fiel ich langsam nach vorne über.

Ich bin auch schon vorher vom Einrad gestürzt. Besonders oft passiert dies beim Renntraining, wo man stehts versucht an seine Grenzen zu gehen. Normalerweise passiert dabei nicht viel. Wenn die Beine schnell genug sind, läuft man einfach gerade aus weiter oder legt sich lang. Dank Helm und Schöner halten sich die Blessuren sehr in Grenzen.

Der Sturz auf der Halde war anders. Beim langsamen Fall gab es kein „nach vorne weiterlaufen“. Durch die steile Halde war der Sturz auch länger als gewohnt. Mit dem ausgestreckten Arm versuchte ich den Aufprall abzufangen. Dabei passierte es. Die Knochen gaben nach und brachen. Der linke Arm hing schlaff und sehr unnatürlich nach unten.

Tatütata

Der große Vorteil, wenn man in einer Gruppe fährt: während man selbst schmerzerfüllt gegen die Ohnmacht kämpft und irgendwie die Treppe zum Fuß der Halde herunter torkelt, können die anderen einen Krankenwagen rufen.

Erste Diagnose im Krankenwagen mit offensichtlichem Ergebnis: der Arm war gebrochen und musste im Krankenhaus behandelt werden.

Auf der Fahrt ins Krankenhaus erklärte ich den Rettungssanitätern, wieso man mit einem Einrad die Halde herunter fährt. Es soll nicht das letzte mal bleiben.

Während sich also der Rest der Gruppe um mein Einrad kümmerte und meine Frau informierte (nicht unbedingt in dieser Reihenfolge), wurde ich in das nahegelegene Krankenhaus transportiert. Schmerzmittel gab es übrigens keine. Dafür hätte ich noch auf einen extra Notarzt warten müssen.

Ich war bei vollem Bewußtsein und spürte, wie der Körper gegen den Schmerz angeht. Ich zitterte am ganzen Körper.

Auf der Fahrt ins Krankenhaus erklärte ich den Rettungssanitätern, wieso man mit einem Einrad die Halde herunter fährt. Es soll nicht das letzte mal bleiben.

Im Krankenhausbericht später steht übrigens: „Mit dem Mountainbike auf der Heide gestürzt“. Wahrscheinlich hat man aus „Einrad“ „ein Rad“ gemacht. Ergibt in dem Kontext auch irgendwie mehr Sinn. Wer fährt schon mit einem Einrad eine Halde herunter?

Im Krankenhaus erfolgte das übliche Prozedere, das für mich aber noch ziemlich neu ist. Nach dem Röntgen komme ich gleich in den OP-Saal und in einer mehrstündigen Operation, bei der ich in einer Art Dämmerzustand war, werden zwei Metallschienen mit 14 Schrauben eingesetzt. Der linke Unterarm war mehrfach gebrochen. Ein offener Bruch, der auch Weichgewebe betraf. Zum Glück sind jedoch alle Nerven heil geblieben.

Nach einer Woche Aufenthalt und einer weiteren Operation wurde ich in die Arbeitsunfähigkeit entlassen.

Und jetzt?

„Ob ich weiter Einrad fahre? Ja, wieso nicht. Ich hab ja nichts an den Beinen.“

Nach Unfall war die Beweglichkeit des Arms deutlich eingeschränkt und auch heute noch merke ich bei bestimmten Bewegungen, dass es hier und da zwickt. Geduld ist angesagt.

10 Wochen nach dem Unfall sollte es dauern, Krankengymnastik inbegriffen, bis ich wieder zurück zur Arbeit in mein Büro durfte.

Oft werde ich gefragt, ob ich nach dem Unfall weiter Einrad fahre. Meine Antwort ist ein ganz klares: „Ja, wieso nicht. Ich hab ja nichts an den Beinen“.

Ich bin bereits wieder auf dem Einrad unterwegs. Ich muss aber zugeben, dass ich mich noch etwas zurück halte und keine ganz gewagten Aktionen probiere.

Bleibende Schäden sind keine zu erwarten. Bis auf zwei jeweils rund 15 cm lange Narben.

In ca. 18 Monaten muss der Arm noch einmal unter das Messer und die beiden Schienen wieder entfernt werden.

Und ich erzähle weiterhin jedem, dass Einradfahren absolut sicher ist. Zumindest ziemlich sicher.

P.S.

Nachdem ich meinem Einrad-Renntrainer, der schon eine gefühlte Ewigkeit im Einradsport trainiert, von dem Unfall erzählte, war dieser sichtlich irritiert. Noch nie hat er erlebt, dass sich jemand beim Einradfahren etwas gebrochen hat und schon gar nicht den Arm.

P.P.S

Da meine Mobilität lange eingeschränkt war und ich die 10 Wochen nicht auf der Couch verbringen wollte, habe ich die Fotografie als neues, zusätzliches Hobby für mich entdeckt. Auf Instagram könnt ihr meine Arbeiten sehen. Näheres dazu aber auch bald hier im Blog.

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